Stangen

Stangen
Da sind sie zu sehen. Die zwei Bügel, die man im Laufe der Operation quer durch seinen Brustkorb bekommt.

Wie ich das mit den Frauen sehe

Vor meiner OP hatte ich auch nicht wirklich den Eindruck, dass Mädchen meine Trichterbrust stöhrt. Es war vielmehr ein Problem, dass ich mit mir selbst hatte. Die meisten Freunde, sowohl weiblich als auch männlich, in meinem Umfeld sagten mir, sie fänden die Trichterbrust nicht schlimm.

Im Nachhinein muss ich sagen, sie hatten teils rechts, teils aber auch nicht.

Seit meiner OP - vor ca. 3,5 Jahren - gehe ich sehr oft ins Schwimmbad. Ich habe inzwischen schon einige Jungs mit Trichterbrust gesehen. Die Grenzen sind ja oft auch sehr fließend. Es ist immer die Frage, was man selbst wahrnimmt und was bzw. wie Außenstehende dich sehen.

Ich denke nicht, dass Außenstehende die Trichterbrust als Krankheit oder gar als hässlich oder eklig wahrnehmen, wie viele Betroffenen und Leidende es tun. Vielmehr betrachten sie die Trichterbrust wohl mit Neugier und empfinden dabei kein abstoßendes Gefühl. Auch denken, sie nicht wirklich darüber nach, ob der Betroffene darunter leidet. Wahrscheinlich haben Sie ein paar Sekunden danach schon wieder vergessen was sie gesehen hatten.

Trotzdem entspricht eine deformierte Brust nicht der durchschnittlichen oder gar perfekten Brust. Das kann keiner leugnen. Wenn man Außenstehenden Bilder von zwei Körpern zeigt, die sich völlig identisch sind - nur eben einmal mit Tirchterbrust und einmal ohne - dann werden sie sicherlich den Körper ohne Trichterbrust als den attraktiveren, schöneren oder ästhetischer beurteilen. Er entspricht mehr unserem Schönheitsideal und somit auch ein Stückchen der Erwartung, welche wir an einen potentiellen Partner haben.

Außerdem glaube ich immer noch ein Stück weit daran, dass Menschen bei der Partnerwahl immer noch - mehr als sie es selbst wahrnehmen - sehr instinktiv vorgehen. Beispiel: Eine Frau will beschützt werden und wählt daher instinktiv einen Mann, der dies auch kann. Sprich: er ist stark, selbstbewusst, usw. Eine Trichterbrust repräsentiert - nicht zuletzt auch wegen dem stark verbreitet herrschenden Schönheitsideal - nicht unbedingt Stärke, und die Betroffenen sind häufig (nicht immer) alles andere als selbstbewusst.

Das obige Beisppiel lässt sich mit Sicherheit nicht verallgemeiner oder gar übertragen aber ich denke, dass man versteht was ich grob damit meine.

Zu guter letzt vielleicht noch ein Satz, der alles auf den Punkt bringt:

"Eine Frau wird dir bestimmt nie sagen, dass sie deine Trichterbrust hässlich findet, **aber** sie wird dir auch nicht sagen, sie fände sie schön." (Zitat meines damaligen Zimmerkollegen während der Krankenhauszeit)

4 Kommentare:

  1. Um ehrlich zu sein:

    Mein Freund hat eine Trichterbrust, sie ist nicht extrem tief, zumindest scheint es mir nicht so, jedoch deutlich erkennbar. Mein Freund leidet darunter, ich jedoch finde seine Brust nicht schlimm, auch wenn ich es anfangs komisch fand, sie zu sehen, mittlerweile finde ich sie tatsächlich schön. Er ist auch viel selbstbewusster geworden, seit er weiß, dass ich kein Problem mit seiner TB habe.
    Und seine körperlichen Einschränkungen wie Atembeschwerden sind der alleinige Grund dafür dass ich ihn dabei unterstütze die TB loszuwerden.

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    1. Schön, dass du deinem Freund durch deine Liebe "Selbstbewusstsein" schenkst. Mir hat es auch äußerst geholfen, dass meine damalige Freundin auch mit TB "zu mir stand". Auch glaube ich dir, dass man sogar eine gewisse Schönheit erkennen kann wenn man jemanden liebt.
      Mein Artikel soll das auch nicht unbeding pauschalisieren - es gibt ja bekanntlich immer Ausnahmen, sonst wärs nicht die Regel ;)
      Viel Erfolg auch beiden für die Zukunft!

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  2. Mein Freund hat auch eine Trichterbrust und ist sehr unglücklich damit. Ich habe keine Probleme damit und finde sie auch mittlerweile schön. Er wollte sich schon operieren lassen aber die Krankenkasse wollte es ihm nicht bezahlen:/

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  3. Das mit der Krankenkasse braucht viel Zeit. Früher oder später zahlen sie in der Regel, wenn man richtig vorgeht. Die Alternative ist dann, dass man sich damit "abfinden" muss bzw. sich selbst mit TB akzeptieren muss. Es gibt sicherlich Menschen, die das können...

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